Wer mit der Umrüstung auf Winterreifen bis zum ersten Schneefall wartet – Empfehlung: von Oktober bis Ostern – ist schlecht beraten. Denn oft kommt die weiße Pracht plötzlich über Nacht. Ein spontaner Reifenwechsel scheitert in der Regel dann an überfüllten Werkstätten. Alternative: Ganzjahresreifen, aber noch wichtiger: Winterreifen sind bei niedrigen Temperatur schon ab + 7° C angeraten!
Schwerin (GTÜ/pb): Es sind längst nicht nur die typischen Winterbegleiterscheinungen wie Nässe, Eisglätte und Schnee, die die Griffigkeit der Reifen stark mindern. Vielmehr wirkt sich speziell die Außentemperatur auf die Gummimischung der Reifen und somit auf deren Fahreigenschaften aus: Sommerreifen haben ihr Optimum im Temperaturbereich von + 10° bis + 40° C. Unterhalb von + 7° C verhärten sie und verlieren so die wichtige Haftung zur Fahrbahn. Winterreifen dagegen bleiben dank ihres höheren kältetauglichen Silica- oder Naturkautschukanteils bei Kälte weicher und elastischer. So können sie sich besser der Fahrbahnoberfläche anpassen und haben mehr „Grip“.
Wenn Sie sich klar machen, dass die Kontaktfläche der Reifen mit der Fahrbahn gerade mal der Größe einer Postkarte pro Reifen entspricht, wird deutlich, wie wichtig optimale Reifenhaftung ist! Auf diesen wenigen Quadratzentimetern müssen sämtliche fahrdynamischen Kräfte auf die Fahrbahn übertragen werden, um das Fahrzeug beim Beschleunigen, in Kurven und beim Bremsen sicher in der Spur zu halten.
Ein Bremsvergleich auf Schnee veranschaulicht die Bedeutung der Reifenhaftung und die wichtige Rolle der Winterreifen: Mit Winterreifen kommt ein Testfahrzeug mit einer Fahrgeschwindigkeit von 80 km/h bei einem Bremsmanöver nach 70 m sicher zum Stehen. Mit Sommerreifen hat das Testfahrzeug an diesem Punkt (also nach 70 m Bremsweg) immer noch Tempo 50 „drauf“ und kommt erst nach 112 m Bremsweg zum Stehen. Bei einem drohenden Crash hätte dies fatale Folgen. Winterreifen sollten deshalb eine Selbstverständlichkeit sein, betont die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung.
Vorschriften für Winterreifen
Winterreifen sind zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber nach StVO § 2 Abs. 3a ist eine „geeignete Bereifung“ Pflicht, sonst drohen generell Bußgelder wegen Ordnungswidrigkeit sowie bei Unfallbeteiligung die Einbuße des Versicherungsschutzes – ganz zu schweigen von dem Risiko eigener Verletzungen!
Zur Profilstärke der Winterreifen (wie auch beim Sommerreifen) gibt es dagegen eine gesetzliche Vorschrift, nämlich mindestens 1,6 mm. Für die erforderliche Traktion auf Schnee sind jedoch mindestens 4 mm Profil empfohlen. Diese Empfehlung sollten Sie nie unterschreiten, warnen die Experten der GTÜ.
Eine weitere Hürde ist das Reifenalter. Unabhängig davon, wie hervorragend die Profilstärke von Winterreifen ist – nach zehn Jahren ist das Material einfach zu alt. Die Reifen sollten dann unbedingt ersetzt werden. Aufschluss über den Produktionszeitpunkt gibt die DOT-Nummer auf der Reifenflanke. Ab dem Jahr 2000 verschlüsseln die letzten vier DOT-Ziffern zunächst die zweistellige Kalenderwoche und danach die zweistellige Jahreszahl der Reifenherstellung. Beispiel: Die Ziffern „4008“ sagen aus, dass der Reifen in der 40. Woche des Jahres 2008 hergestellt wurde. Reifen aus der Zeit vor 2000 tragen noch eine dreistellige DOT-Kennzeichnung. Die allerletzte Zahl steht hier für das Jahr, die beiden Ziffern davor geben die Kalenderwoche an. „439“ steht mithin für 43. Woche 1999.
Reifenbandbreite vom Schneespezialisten bis zum Allrounder
Aus der enormen Bandbreite hat die GTÜ beispielhaft drei Geschwindigkeitsklassen herausgegriffen, um deren spezifische Eigenschaften aufzuzeigen. Als Faustregel gilt: T-Reifen bis 190 km/h und H-Reifen bis 210 km/h greifen im Schnee besser als Hochgeschwindigkeitsreifen. V-Reifen bis 240 km/h wiederum haben ihre Stärken auf nasser und trockener Fahrbahn bei höheren Geschwindigkeiten. Wenn Reifen eine geringere Geschwindigkeitsklasse als die Fahrzeughöchstgeschwindigkeit aufweisen, ist ein Warnhinweis im Sichtfeld des Fahrers anzubringen.
Als Alternative zu Winterreifen kommen auch Ganzjahresreifen in Betracht. Mit speziell entwickelten Laufflächenmischungen, die bei Kälte nicht verhärten und bei Hitze genug Steifigkeit behalten, sind manche Ganzjahresreifen inzwischen ein recht guter Kompromiss. Zu achten ist dann auf das M+S- und Schneeflockensymbol auf der Reifenflanke.
In schneearmen Regionen, wie in Mecklenburg-Vorpommern in den letzten zwei Winterperioden, bietet alternativ ein solcher Ganzjahresreifen einen durchaus akzeptablen Kompromiss. Der neue Vector 4Seasons von Goodyear (siehe bitte auch Bericht vom 20.06.2008) ist ein „moderner Vierkämpfer“, der sich auf Eis, Schnee, Nässe und trockner Fahrbahn zurechtfindet. Er macht das Autofahren signifikant sicherer, insbesondere für Stadtmenschen und Zweitwagenfahrer, die des steten Umrüsten leid sind und sich vorwiegend im Flachland bewegen.
Das Erfolgsgeheimnis der aktuellen sowie der vorhergehenden Ganzjahresreifen-Generation von Goodyear liegt dabei in der Entwicklung und Optimierung einer intelligenten Lauffläche (SmartTRED). Sie nutzt das Prinzip der dynamischen Radlastverlagerung, um optimalen Grip bei allen Straßenverhältnissen sicherzustellen, und wurde von den Goodyear-Technikern mittlerweile bis ins kleinste Detail optimiert. Seit der fünften Generation trägt der Reifen neben dem M+S-Symbol auch die Schneeflockenmarkierung auf der Seitenwand. Damit gilt der Vector als vollwertiger Winterreifen.
Foto (4): P. Bohne