Die Vision vom unfallfreien Fahren rückt näher. DEKRA Vorstand Klinke: Können Sicherheitspotenziale noch effizienter ausschöpfen werden? ESP und eCall könnten in der EU 6.500 Menschenleben retten.
Altensteig/Wart (PM Dekra/pb): In den kommenden zwei Jahrzehnten kommt es im Nutzfahrzeugbereich darauf an, die verbliebenen Potenziale der passiven und vor allem der aktiven Sicherheit weiter zu erforschen und noch effizienter auszuschöpfen, sagte Clemens Klinke, Mitglied des Vorstandes der DEKRA SE und Vorsitzender der Geschäftsführung der DEKRA Automobil GmbH, bei der Eröffnung des 7. DEKRA VDI-Symposiums „Sicherheit von Nutzfahrzeugen in Altensteig/Wart (Baden-Württemberg).
Bei dem Expertentreffen am 28. und 29. Oktober 2010 im DEKRA Congress Center Wart (Nordschwarzwald) stehen aktuelle Themen der Sicherheit von Nutzfahrzeugen im Mittelpunkt. In fünf mit internationalen Experten besetzten Vortragsblöcken diskutierten Nutzfahrzeug-Experten aus Forschung, Entwicklung, von Fahrzeugherstellern, Zulieferern, Behörden, privatwirtschaftlichen Organisation und Praktiker über die neuesten Entwicklungen. An der Veranstaltung nehmen mehr als 100 Teilnehmer aus acht europäischen Staaten sowie aus Argentinien, Japan, Indien und den USA teil. Trotz zunehmender Fahr- und Transportleistung hat sich das Unfallgeschehen mit Nutzfahrzeugen seit Beginn der 90er Jahre insgesamt positiv entwickelt; bei der Sicherheit der Insassen von Güterkraftfahrzeugen besteht jedoch noch deutlicher Nachholbedarf, sagt Klinke. Vor allem in Hinblick auf die absehbare Zunahme des Straßengüterverkehrs auf vielen Fernstraßen im Masterplan Güterverkehr der Bundesregierung wird in Deutschland mit einer Zunahme der Güterverkehrsleistung zwischen 2004 und 2025 um 71 % gerechnet – sei es zwingend geboten, die bereits verfügbaren Sicherheitssysteme schneller als bisher auf die Straße zu bringen. Auch beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur sieht Klinke erheblichen Nachholbedarf.
Mit der Zunahme des Straßengüterverkehrs, der sich bereits in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelte, konnte die Infrastruktur mit einem Wachstum von rund zwei Prozent nicht Schritt halten. Eine Antwort auf die zunehmende Verkehrsdichte sind optimierte Sicherheitssysteme. Beim schweren Nutzfahrzeug sind die Potenziale der passiven Sicherheit, wie Knautschzone, Airbag und hochfeste Fahrgastzelle, allerdings nahezu ausgeschöpft. Aktive Sicherheitssysteme der nächsten Generation bieten erhebliche Potenziale zur Verbesserung der Verkehrssicherheit.
Ein klassisches Beispiel dafür ist das Notbremssystem (Active Brake Assist). Bei Auffahrunfällen, mit 30 Prozent der dominierende Unfallschwerpunkt bei Lkw, kann das selbsttätig eingreifende Notbremssystem zur Vermeidung von Unfällen beitragen, zumal die Fahrer bei Auffahrunfällen oft nicht (39 %) oder zu wenig (20 %) bremsen. Vor dem Hintergrund der enormen Sicherheitspotenziale aktiver Systeme entwickelte die EU-Kommission einen Aktionsplan zur Einführung intelligenter Verkehrssysteme, um den Personen- und Güterverkehr in Europa umweltverträglicher, effizienter und sicherer zu machen. Etwa 10 bis 20 Prozent des heutigen CO2-Ausstoßes könnten durch flächendeckende Verwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien im Verkehrsbereich einspart werden. Straßenverkehrsmanagement mit Echtzeit-Informationen hilft Staus vermeiden, mitdenkende Fahrerassistenzsysteme optimieren die Motorleistung und dynamisches Logistikmanagement senkt den Leerfahrtenanteil. Nach EU-Berechnungen könnten innerhalb der EU 6.500 Menschenleben gerettet werden, wenn alle Fahrzeuge mit elektronischer Stabilitätskontrolle (ESP) und dem elektronischen Notrufsystem eCall ausgestattet wären. Foto: P. Bohne
(Zwei weitere Bericht auf nachfolgenden Seiten)