Und es wurde Licht – in 100 Jahren von der Karbidlampe zum AFL-System. Neuester Trend: LED-Scheinwerfer
Rüsselsheim (pb): Am Anfang stand als erster serienmäßiger Fahrzeugscheinwerfer (1904) die Karbidlampe. Die zwei im Frontbereich des Fahrzeuges angeordneten Acetylenlampen bestanden aus zwei kleineren Behältern. Unten befand sich der Calciumcarbid Behälter, aus dem oberen Wasserbehälter tropfte H²O. Das so entstehende Azetylengas strömt durch eine kurze Rohrleitung zum „Brenner“, der vor einem Hohlspiegel fixiert ist. Wurde das Gas am Brenner entzündet, entstand eine helle Flamme, die vom Spiegel fokussiert zur Beleuchtung genutzt werde. Allerdings diente dieses Licht eher zur Erkennung des Automobils als zur Fahrbahnausleuchtung. Bei max. 25 km/h und wohl kaum längerer Nachtfahrten damals auch noch nicht erforderlich.
1911 führt Cadillac das erste serienmäßige elektrische Fahrzeuglicht ein, 1913 folgt die deutsche Firma Bosch mit ihrer Produktpalette „Bosch-Licht“, eine komplette elektrische Kraftfahrzeugbeleuchtung bestehend aus: Scheinwerfern, Lichtmaschine, Batterie und Reglern.
Am Opel „Laubfrosch“ 1920 dienten die Scheinwerfer zur Fahrbahnausleuchtung, mit dem Opel Olympia 1935 begann eine erste Phase der Scheinwerfer Gestaltung.
1925 kam das Osram-Bilux-Scheinwerferlicht auf den Markt, die Zweidrahtlampe ermöglichte Abblendlicht und Fernlicht aus einer Lichtquelle. Das Abblendlicht hatte Cadillac bereits 1917 eingeführt. Der amerikanische Hersteller Buick führte 1939 als Blinklichter als Fahrtrichtungsanzeiger ein.
Ein erster richtiger Designschritt waren dann 1938 die voll integrierten Kotflügel-Scheinwerfer des Opel Kapitän. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Scheinwerfer immer rund, Mitte der 60ziger Jahre dann hielt der Rechteckscheinwerfer Einzug in das Fahrzeugdesign. Die neuen Opel-Modelle KAD (Kapitän, Admiral und Diplomat) verkörpern dieses neue Designmerkmal von Opel nachdrücklich. In Vollendung dann am Opel Calibra, rechteckig, schmal, wirkungsvoll. Ein weiterer Meilenstein der „Autoaugen-Optik“ stellten 1968 die als „Schlafaugen“ versteckten Frontscheinwerfer des Opel GT dar. 1970 führte Saab erste Scheinwerfer-Wischer ein und 1971 kam der Bilux-Halogenscheinwerfer auf den Markt.
1991 wurde der Xenon-Autoscheinwerfer von Osram im 7er BMW vorgestellt. Die Gasentladungslampe bietet einen erweiterten Lichtkegel, eine höhere Lichtintensität und dies bei geringeren Energieverbrauch.
Opel führt als erster Automobilhersteller im Jahre 2003 das Adaptive Forward Lighting (AFL) in der Mittelklasse für Vectra und Signum ein, 2004 sind es die Rüsselsheimer, die Kurvenlicht in der Kompaktklasse (Astra) auf den Markt bringen. 2005 ist der Opel Zafira mit Bi-Xenon-AFL Vorreiter in seiner Klasse und 2006 führt Opel als erster Hersteller Bi-Halogenlicht Kurven- und Abbiegelicht im Meriva und Corsa ein.
Im Audi R8 wird der erste LED-Scheinwerfer präsentiert und Opel bereitet für den Vectra Nachfolger „Insignia“ eine neue AFL-Generation vor.
Mit dieser neuen AFL-Generation stellt Opel eine Weiterentwicklung der intelligenten Lichttechnologie vor. Die Lichtverteilung der Scheinwerfer orientiert sich automatisch am jeweiligen Streckenprofil und an den vorherrschenden Sichtverhältnissen. Es feiert seine Weltpremiere im Opel Insignia im Juli 2008 auf der London-Motorshow.
Das neue AFL beinhaltet neun Lichtfunktionen: Stadtlicht, Spielstraßenlicht, Landstraßenlicht, Autobahnlicht, Schlechtwetterlicht, Fernlicht, Fernlicht-Assistent, dynamisches Kurvenlicht und das statische Abbiegelicht.
Technisches Highlight der neuen AFL-Generation, die Opel gemeinsam mit dem Lichtspezialisten Hella entwickelt, ist eine Frei-Form-Walze. Auf deren Manteloberfläche befinden sich mehrere exaakt berechnete Konturen für die verschiedenen Lichtverteilungen. Die Steuerelektronik erhält nicht nur Informationen vom Streckenprofil und der Sichtverhältnisse, sie ist auch gekoppelt an eine Vielzahl von Fahrzeugsensoren wie Geschwindigkeit, Gierraten, Lenkwinkel und Regensensor. Auch eine Kopplung mit einem vorhandenen Navigationssystem ist möglich, dadurch erkennt das System z.B. Fahrt auf einer Landstraße oder einer Autobahn.
Eine erste Demonstration dieser neuen AFL-Generation präsentierte Opel in seinem Fahrversuchszentrum Dudenhofen, leider noch nicht im Opel Insignia – der ist noch streng geheim – sondern in einem Opel Signum. Erstaunlich, was alles dem Fahrer an Entscheidungen zur guten Nachtsicht abgenommen wird.
Eine Frage allerdings blieb offen: „Was kostet das alles“. Ein Betrag zur weiteren Erhöhung der Verkehrssicherheit ist das neue AFL-System allemal, aber wird es sich auch rechnen für den Endverbraucher? Foto (6): P. Bohne