E-Mobilität im Test – Nissan Leaf

Vollwertiges Auto, der Nissan Leaf in zweiter Generation mit 199 Kilometer Reichweite. Überraschungen bei der Anfahrt verschiedener E-Ladestationen in Schwerin und Umgebung.

Schwerin (pb): Nachdem bereits die erste Version des Nissan Leaf ein großer Erfolg war, ist nun seit dem vergangenen Jahr 2013 eine verbesserte Version des weltweit meist verkauften vollständigen Elektroautos in Deutschland am Markt. Fahrer dieses fünftürigen Leaf können mit der 24-kWh-Lithium-Ionen-Batterie bis zu 199 Kilometer zurücklegen. Batterie-Ladung an der 220 Volt Haushaltssteckdose (8 bis 10 Stunden Ladezeit) oder einer CHAdeMO-Schnell-Ladestation (zwei Stunden – 80% Ladekapazität).

Der Nissan Leaf kostet ab 23.790,-€, er kann etwa 2 ½ Mal so günstig wie ein Benziner gefahren werden. Als meistverkauftes Elektroauto der Welt hat der Nissan Leaf 2013 in Europa einen neuen Absatzrekord eingefahren – und zugleich mit 11.120 Einheiten das Vorjahresergebnis mehr als verdoppelt. Damit führt das auch in den USA und Japan produzierte Fahrzeug mit einem Marktanteil von 33 % die Rangliste der erfolgreichsten Elektroautos in Europa mit weitem Vorsprung an. Im gesamteuropäischen Maßstab nimmt auch die Zahl von CHAdeMO-Schnellladestationen rapide zu: Waren es 2010 lediglich 16 Stationen, werden bis Ende 2014 voraussichtlich schon 1.800 Säulen am Netz sein.

In Deutschland sollen so in den nächsten Monaten mit Hilfe des Stromnetz-Spezialisten Omexom die Anzahl der Quick-Charger-Standorte auf dann rund 100 verdoppelt werden – auf dem Gelände von Nissan Händlern sowie bei Kooperationspartnern und Flottenkunden. „Mit dem Ausbau des Quick-Charger-Netzwerks adressieren wir eines der größten Kundenbedenken bei  Elektrofahrzeugen, die Reichweite“, so Joachim Köpf, Manager für Elektrofahrzeuge bei Nissan in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Dabei sind wir davon überzeugt, dass DC-Schnellladestationen für alle Elektrofahrzeuge nutzbar sein sollen. Deshalb können unsere Quick-Charger auch mit CCS- und 43 kW AC-Anschlüssen geordert werden. Und dies, obwohl unser Schnelllade-Standard CHAdeMO der derzeit meistverkaufte des Landes ist.“ Thomas Hausch, Geschäftsführer des BEM-Mitgliedsunternehmens Nissan Center Europe empörte sich vor einiger Zeit in Köln über das Förderprojekt für Schnellladestationen entlang der A9. “Es ist ein Skandal, dass ein mit den Steuern der Bundesbürger bezahltes Projekt, die Besitzer der überwiegenden Mehrzahl der derzeit in Deutschland zugelassenen Elektrofahrzeuge ausschließt.” Die acht neuen Schnellladestationen unterstützen ausschließlich den “Combined Charging Standard” (CCS). Damit kann etwa der Nissan Leaf dort nicht aufgeladen werden, denn er braucht den CHAdeMO-Standard, um schnellgeladen werden zu können.

Im Leaf bordeigenen Info-System kann die nächstgelegene Ladestation abgerufen werden. Vom Standort Schwerin wird auf das Solarzentrum M-V in Wietow verwiesen, 24-h Lademöglichkeit. Wir machten den Test und fuhren nach Wietow, standen dort aber vor verschlossenem Tor. Erst nach 35 Minuten konnte telefonisch eine Praktikantin erreicht werden, Lademöglichkeit für einen Nissan Leaf – großes Fragezeichen. Telefonisch die Geschäftsführerin: Unter dem Parkdeck ist eine 220 Volt Steckdose, die können Sie nutzen. Doch diese ist völlig versteckt an einem Dachpfosten installiert, ohne jeglichen Hinweis. Außerdem wurde auf die Ladestation am ersten Windrad vor dem Abzweig zum Solarzentrum verwiesen. Spontan nicht nutzbar, abgeschlossener Kasten.- Park & Charge-Ladesystem: Konzept der pauschalen Verrechnung via Jahresvignette (Preis um 50,-€) und der einheitliche Zugang mit dem internationalen Schlüssel. Hinter der Tür wartet rund um die Uhr dann ein verlässlicher Service mit drei Ladepunkten: Schuko 230V/16A, CEE 230V/16A (blau) und CEE 400V/16A oder 32A (rot) und ermöglicht E-Mobilisten eine Nachladung auf den Strecken abseits der alltäglichen Routen. Leider auch hier für DC-Schnellladung (Leaf) kein Anschluss!!

Vorbildlich in der Landeshauptstadt Schwerin das Schlossparkcenter, sechs extra Parkplätze für E-Mobile (220 V Schukodose) im Parkdeck 1 – Kostenfrei bei Zahlung der üblichen Parkgebühr. Das Speicherhotel am Ziegelsee bietet seinen Kunden eine E-Mobilladung über 220V Schukosteckdose, für Hotelgäste kostenfrei. Außerdem kann hier ein E-Mobil gemietet werden. Die Stadtwerke Schwerin stellen in Zusammenarbeit mit dem Nahverkehr auf  zwei Schweriner Parkplätzen E-Mobilitäts-Tankstellen bereit. Cityparkplatz Bahnhof und Parkplatz am Stadthafen, Werderstraße. Hier gibt es zehn E-Stationen für Wohnmobile und zwei für E-Mobile. Leider für den Nissan Leaf nicht nutzbar, sein serienmäßiges E-Ladekabel – Hinweis: kein Verlängerungskabel anschließen –  ist sechs Meter lang. Dies reicht aber nicht bis zur Ladesäule. Lademöglichkeit und vielfältige Informationen zum Leaf bietet der Nissanhändler Wilk&Kaczmarek in Schwerin, Rogahner Str. 64. Die Ladesäule im Technologie- und Gewerbezentrum Schwerin, Mettenheimerstraße, DS Automation, ist schon längere Zeit außer Betrieb.

 

 

 

Fazit:
Nach 440 elektrisch gefahrenen Kilometern: Der Nissan Leaf ist ein vollwertiges Auto mit Platz für fünf Passagiere, bietet ausreichend Kofferraumvolumen. Überlandfahrten sind vorab strategisch zu planen, die laut Hersteller mögliche Reichweite von 199 Kilometern ist recht optimistisch angesetzt. 135 bis 150 km entsprechen doch mehr der Realität. 80 kW/109 PS ermöglichen eine Spitzengeschwindigkeit von 140 km/h. Allerdings so recht mag der Leaf Autobahnen nicht, bei der leichtesten Steigung fällt die Geschwidikeit schnell von 100 auf 80/70 km/h ab. Oder man muss das Fahrpedal weiter drücken, dann aber zeigt das Borddisplay schnell mehr als die fahrvernünftigen zwei „Powerpunkte“ an. Die E-Kapazität sinkt, die Reichweite nimmt erheblich ab. Wer im ECO-Modus zurückhaltend fährt, wird mit bis zu drei „Tannenbäumen“ im Display belohnt. Foto (9): P. Bohne

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