Elektromobilität, sparsame Motore und Concept-Fahrzeuge stehen im Mittelpunkt der IAA 2013. IAA-Eröffnung durch Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Frankfurt am Main (VDA-Info/pb): Nach den zwei Pressetagen Dienstag und Mittwoch, eröffnete Bundeskanzlerin Angela Merkel am gestrigen Donnerstag die 65. IAA Pkw. 1.098 Aussteller aus 35 Ländern offerieren 159 Weltpremieren. Anschließend begab sich die Kanzlerin auf den traditionellen IAA-Eröffnungsrundgang.
In der Festhalle empfing Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, die Bundeskanzlerin und erläuterte ihr den neuen Mercedes-Benz S 500 Plug-in-Hybrid, der – zusätzlich zum Benzin-Motor – mit einem 80-kW-E-Motor ausgestattet ist, 30 Kilometer emissionsfrei fahren kann und mit einem überraschend niedrigen NEFZ-Verbrauch von 3,0 Liter auf 100 Kilometer aufwartet.
Prof. Dr. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, präsentierte in Halle 3.0 der Bundeskanzlerin den neuen e-Golf, „den Golf unter den E-Autos“. Auf 100 Kilometer verbraucht der Elektroantrieb lediglich 12,7 Kilowattstunden (kWh), was bei einem Strompreis von 26 Cent je kWh 3,30 € je 100 Kilometer ergibt. Der e-Golf wird von einem 85 kW/115 PS starken Elektromotor angetrieben und hat eine Reichweite von 190 Kilometern.
Am Porsche-Stand empfing Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender der Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG, Frau Merkel und führte sie zum brandneuen Porsche Panamera S E-Hybrid. Mit dem 70 kW/95 PS starken Elektromotor beschleunigt das sportlich-luxuriöse Oberklassemodell auf 135 km/h, der NEFZ-Verbrauch beträgt 3,1 Liter auf 100 Kilometer, was 71 Gramm CO2 pro gefahrenen Kilometer entspricht. Doch der Panamera ist nicht nur ein CO2-Sparmeister, sondern sprintet – zusammen mit dem V6-Dreiliter-Benziner – in 5,5 Sekunden von Null auf 100 km/h.
Prof. Rupert Stadler, Vorstandsvorsitzender der Audi AG, zeigte der Bundeskanzlerin den Audi Sport Quattro Concept, die „Rückkehr der Legende“ – mit Bezug auf den ersten Audi Sport quattro, der vor genau 30 Jahren auf der IAA vorgestellt wurde. Die Neuinterpretation verfügt über einen Plug-in-Hybrid mit 700 PS und hat einen NEFZ-Wert von lediglich 2,5 Liter auf 100 Kilometer. Der 4.0-TFSI-V8-Motor mit Biturbo-Aufladung (560 PS) wird unterstützt durch einen E-Motor mit 110 kW/150 PS.
Dr. Karl-Thomas Neumann, Vorsitzender des Vorstands der Adam Opel AG, erläuterte Frau Merkel das Opel Monza Concept Car, das Bezug nimmt auf den Gran Turismo Monza, mit dem Opel vor nunmehr 35 Jahren Coupé-Geschichte geschrieben hat. Trotz der flachen Silhouette des nur 1,31 Meter hohen und 4,69 langen Sportlers bietet der neue Monza ausreichend Raum und vor allem Kopffreiheit sogar für die Fondpassagiere. Das Concept Car gewährt zudem einen spannenden Ausblick auf das Design und die Technologien künftiger Opel-Modelle – aber leider bleibt der neue Monza wohl nur ein Technologieträger.
Bernhard Mattes, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH, begrüßte die Bundeskanzlerin und zeigt ihr den S-Max Concept. Mit diesem Auto gibt Ford einen Ausblick auf die nächste Van-Generation. Sie bleibt ihrer sportlichen Linie treu und fährt mit effizienten Motoren sowie teils äußerst ungewöhnlichen Ausstattungsdetails vor.
Schlusspunkt des Rundgangs war BMW in Halle 11. Dr. Norbert Reithofer, Vorstandsvorsitzender der BMW AG, präsentierte der Bundeskanzlerin den neuen BMW i3, ein revolutionäres Konzept für die urbane Mobilität: Der i3 hat einen Elektroantrieb, die Karosserie besteht aus Kohlefaser, die das Zusatzgewicht der Batterie mehr als ausgleicht und das Leergewicht auf unter 1.200 Kilogramm drückt. Folgerichtig sind typische BMW-Fahrleistungen zu erwarten: Den Sprint von null auf 100 km/h absolviert der 170 PS starke i3 fast genauso schnell wie ein Mini Cooper S. Wer mehr Wert auf hohe Reichweite legt, kann den i3 mit einem Zweizylinder-Benziner aufrüsten. Eine Anzahl von 25 BMW i3 Fahrzeugen war für den Presse-Shuttle eingesetzt. Zweimal hier und auf der Indoor-Rundstrecke in der BMW-Halle 11 konnte ich einen ersten Eindruck vom i3 erfahren – leider aber immer nur auf dem Beifahrersitz – trotzdem, ein erster überzeugender Fahreindruck.
Bereits vor ihrem Rundgang hatte die Bundeskanzlerin betont: „Wir alle sind überzeugt, dass die Elektromobilität eine immer größere Rolle spielen wird. Das Ziel ist und bleibt, wir wollen bis 2020 eine Millionen Elektroautos auf die Straße bringen.“ Nach ihrem Rundgang dürfte sie sich in ihrer Einschätzung bestätigt sehen – bis Ende 2014 bringen allein die deutschen Hersteller 16 Serienmodelle mit Elektroantrieb auf die Straße.
Weitere Neuheiten, die mir bei meinem zweitägigen IAA-Rundgang besonders ins Auge fielen: „Der unsichtbare Fahrer“, E-Automobil Visio der TU München, derXL1 – das 1-Liter Auto, der neue e-up!, der e-Golf von VW, und der Citroen Cactus: Der Citroën Cactus soll zeigen, wie die zukünftigen Modelle der C-Linie aussehen werden. Der Cactus, so die Aussage von Citroen Deutschland Pressechef Stephan Lützenkirchen, wird funktional, innovativ und ökologisch neue Maßstäbe setzen. Angetrieben wird er von der neuen Antriebseinheit Hybrid Air. Der Name bezeichnet einen Hybriden, der Druckluft und Hydraulik mit einem Downsizing-Pure-Tech-Motor kombiniert, der Verbrauch soll unter drei Liter auf 100 km liegen. Weil ein Batteriesatz nicht notwendig ist, spart Citroën Gewicht und Platz. Die Kommunikation Fahrer/Auto erfolgt über zwei Bildschirme. Einen Schalthebel sucht man vergebens, die Gangwahl erfolgt über einen Wählknopf im Armaturenbrett bzw. Schaltpaddel am Lenkrad. Auffälliges Merkmal des Cactus: Airbumps an der Seite des Fahrzeugs zum Schutz der Karosserieseitenteile. Der Cactus ist 4,21 Meter lang, wird unter 20.000,-€ kosten und wohl in Serie gehen.
Auf dem Hyundai-Messestand feierte der i20 WRC sein Debüt. Mit ihm will der Hyundai-Konzern ab 2014 sich in der Rallyeweltmeisterschaft zeigen.
Foto (7): P. Bohne