Praxistest auf der Tour Schwerin – Berlin und zurück hat gezeigt, dass der Franzose ohne Effekthascherei auskommt. Schöne große bequeme Reise-Limousine mit viel Platz und sparsamen Benzinverbrauch.
Hamburg/Schwerin (jh/pb): Peugeot rudert zurück, Design-Experimente waren gestern. Mit dem 508, der gleich zwei Vorläufer ersetzt (407 und 607), kehrt wieder Sachlichkeit ein. So gehört zum Beispiel das weit aufgerissene Kühlermaul der Vergangenheit an. Peugeot will das neue Gesicht im Segment der klassischen Reiseautomobile verkörpern. Aus dem umfangreichen Modell- und Motorenprogramm (vier Ausstattungslinien, zwei Benzin- und vier Dieselmotoren) fuhren wir im zweiwöchigen Praxistest einen 1.6 / 155 THP „Allure“, der mit 29.150,-€ in der Preisliste steht. Als Kombi, der sich SW nennt, kostet er 1.550,-€ mehr. Der Einstieg in die Modell-Baureihe 508 ist ab 23.050,-€ möglich.
Das Mittelklassemodell, das man getrost in die Kategorie „Gehoben“ einordnen kann, gibt sich charmant aber eher schlicht. Mit einem kürzeren Bug und dem etwas gestreckten Heckbereich bietet der immerhin 4,79 Meter lange Franzose in der Tat Reisewagenflair. Alle Passagiere finden auf bequemen Sitzen gute Platzverhältnisse vor. Der längere Radstand (2,82 Meter) verschafft den Hinterbänklern glatte fünf Zentimeter mehr Beinfreiheit. Dazu wirkt der gesamte Innenraum aufgeräumt, die Analoginstrumente durchaus attraktiv. Und die reisetauglichen 515 Liter Gepäckraumvolumen sind auch nicht ohne. Nach Umklappen der Rücksitzlehne werden es sogar 1.385 Liter Fassungsvermögen.
Die Sicherheitsausstattung (wozu zum Beispiel das zuverlässig eingreifende ESP, die sechs Airbags und das Bi-Xenonlicht zählen) geht in erwartungsgemäß in Ordnung, obwohl Peugeot überraschend auf einige inzwischen sehr populäre Assistenzsysteme verzichtet. Spurwechsel- und Spurhaltehilfe, Müdigkeitswarner oder Verkehrschild-Erkennung? Fehlanzeige!
Die Fahreigenschaften haben uns überzeugt. Das Fahrverhalten beurteilen wir als gutmütig, die Lenkung (Wendekreis: 12,3 Meter) als präzise und den Geradauslauf als absolut stabil. Hinzu kommen eine komfortable Federung und ein niedriges Innengeräuschniveau. Die Verarbeitung ist ordentlich. Die Übersicht nach hinten könnte unserer Meinung nach deutlich besser sein.
Der 1,6 Liter große Vierzylinder-Ottomotor passt erstaunlich gut zum großen Franzosen, der immerhin mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über zwei Tonnen aufwartet. 156 PS (115 kW) bei 6.000 Umdrehungen pro Minute reichen allemal aus, um die Langestreckentauglichkeit zu unterstreichen. Der Drehmoment-Bestwert liegt bei 240 Newtonmeter (1.400 Touren). Die vorgegebene Höchstgeschwindigkeit von 224 km/h und die 8,6 Sekunden für den Spurt aus dem Stand auf die 100 km/h-Marke ließen sich ohne Wenn und Aber nachvollziehen. Die von Peugeot eingeschlagene Benzinspartaktik, die den gesamten Flottenverbrauch drücken soll, tragen beim 508 offenbar erste Früchte. Im Testmittel kamen wir auf gute 6,85 Liter Superbenzin (ECE-Norm: 6,4 Liter). Der Tank fasst überdurchschnittliche 72 Liter. C02-Ausstoß: 149 Gramm pro Kilometer, Abgasnorm: Euro5. Foto (3): P. Bohne